Tauschen

Im Sommer 2012 waren wir als ganz frischgebackene Familie in den USA. Wir hatten eine Wohnung gemietet, die lag im Souterrain eines pastellfarbenen Holzhauses in San Francisco in Pacific Heights. Die Wohnung war super, wir liefen Meilen um Meilen zu Fuß, machten großartige Ausflüge, und zuhause in Prenzlauer Berg machte währenddessen die ganze Familie reihum Urlaub und streichelte unsere Katze.

Die Wohnung war nicht wahnsinnig teuer, aber auch nicht billig. Überhaupt ist San Francisco eher teuer, und deswegen hatten wir uns vorher überlegt, ob wir unsere Wohnung nicht mit anderen Leuten tauschen könnten. Wir hätten also eine amerikanische Wohnung bezogen, am besten von Leuten, die so ähnlich wären wie wir. Optimalerweise hätten diese Leute – wir hatten sie Jamie und Mary getauft – auch ein kleines Kind und deswegen wäre auch eine Wickelkommode und der ganze Krempel, den man jungen Eltern so andreht, vorhanden gewesen.

2012-06-30 12.21.39

Wir hatten schon ziemlich feste Vorstellungen von den beiden, die natürlich auch Murakami und Brett Easton Ellis gelesen hätten, Ballett doof, aber Oper super finden und jetzt vermutlich am Pazifik sitzen und zu einem indischen Linsencurry einen dieser sehr guten kalifornischen Weißweine trinken. Es tut mir ein bisschen leid, proste ich ihnen mit meinem Riesling zu, dass wir uns nicht kennengelernt haben. Wir hatten uns am Ende nämlich nicht getraut, fremden Leuten unsere Katze anzuvertrauen, und außerdem hatte die Familie schon tolle Pläne, was sie alle in Berlin machen würden.

Seitdem denke ich immer wieder über einen Wohnungstausch nach. Für eine Berliner Wohnung im gemütlichen Prenzlberg bekommt man ganz gute Tauschwohnungen, auch in Städten wie New York, Paris oder Kyoto. Ich fände es, glaube ich, ganz toll, für ein paar Wochen ein fremden Leben anzuziehen wie ein geliehenes Kleid, und außerdem hätten wir dann woanders auch mal richtig Platz. Am Ende haben wir aber immer in Hotels gewohnt oder in Airbnb flats, aber wenn ich Artikel von zufriedenen Wohnungstauschern lese wie „Dein Haus – mein Haus“ von Martin Spiewak in der aktuellen ZEIT, dann denke ich doch: Das werde ich nochmal machen. Vielleicht nächstes Jahr.

6 Gedanken zu „Tauschen

  1. Ich überlege sowas inzwischen ebenfalls konkreter: Eine Freundin mit Haus im Mauerpark und zwei Kindern macht das seit Jahren und klingt begeistert. Sie lässt sogar ihr Urlaubsziel davon bestimmen: Biete ihr Haus für einen bestimmten Zeitraum zum Tausch und wartet dann ab, aus welcher Gegend der Welt Angebote kommen. Dort, woher der sympatischste Kontakt für diesen Zeitraum kommt, macht sie dann Urlaub.

    1. Das klingt auch toll. Mich würde es auch reizen, diese kleinen Belanglosigkeiten zu erleben, die die unterschiedlichen Wohn- und Küchenkulturen so ausmachen.

  2. Ich tausche seit 1994 begeistert. Tel Aviv, Capri, New York,Cape town, Sydney. Die schönsten Ecken besucht, immer toll und geschmackvoll gewohnt und die eigenen Wohnung wie vorher (nur mit Geschenken gespickt) vorgefunden. Probiert es! Ich würde vorsichtshalber Omas Meissner Porzellan wegschließen, falls vorhanden. Sehr gute Erfahrung habe ich auch mit der Haustausch-Sektion von couchsurfing. Habe sogar mein Sommerhäuschen am Wannsee gegen ein Segelschiff in Malaysia getauscht. Unbezahlbar.

  3. Ja, machen Sie mal. Sie können sich bis nächstes Jahr darauf einstimmen – so ein Wohnungstausch war schon Stoff für mehrere Filme, ein Theaterstück und jede Menge Romane (ich erinnere mich dunkel daran, als Kind mal einen Unterhaltungsroman aus der Fahrbücherei geliehen zu haben, weiß aber nicht mehr, von wem der war – Barbara Noack, vielleicht?).

    1. Oh, eine romantische Komponente wünsche ich mir ganz und gar nicht. Eine gute Lage, zwei Bäder und ausreichend Spielzeug würden mir reichen.

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