Ach, überhaupt.

Ins Kino gehe ich eigentlich nur, wenn Sohn F. nicht da ist, auch wenn das unlogisch ist, aber wenn die Ausgabe für den Babysitter höher ist als die Eintrittskarten, komme ich mir blöd vor. Diese Woche war ich also im Kino, und zwar in Yesterday, der kein großer, nicht einmal ein schlüssiger, aber ein charmanter Film ist. Im kleinen Kino Central war’s warm und dunkel, ich war mit dem O. vorher indisch essen und in meinem Mund vermischte sich der Geschmack nach Curry mit dem von Lakritz, und ich hätte gern mitgesungen, aber das ist im Kino leider nicht üblich.

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In Frankfurt am Dienstagnachmittag nach einem Termin mit dem C. Eis gegessen in so einer ganz nostalgischen Eisdiele, gutes Eis, drei Kugeln in einem ausgestellten Glaskelch, Sahne und Mandarinenlikör, Dosenmandarinen und weiße Schokoladenspäne. Es war heiß, unsagbar heiß eigentlich, und ich schmolz auf meinem Caféhausstuhl so vor mich hin und sah den Anzugmännern in ihren Anzügen zu, wie sie eilig aus den U-Bahnschächten liefen und in den Hochhäusern verschwanden wie Geister, die Tageslicht scheuen.

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Am Vorabend in die Runde gefragt, wer mit mir Bier trinkt, und den Abend mit dem klugen und angenehmen B. verbracht, Studentenkneipe, Bier und Buletten, durch die schlafende Stadt flaniert, gelöst geplaudert, gern zugehört, so ein bisschen wie mit 23 statt 43: Absichtslos streunend damals, als die Zeit mich noch umgab wie Wasser und Luft und noch kein knappes, sorgsam gehütetes Gut war.

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Kurze Stippvisite bei meinen Eltern, in der Nähe einen Vortrag gehalten, ein paar Stunden geschlafen, wieder abgefahren, und dieses kurze, scharfe Glück, wenn der Sohn auf mich zuläuft, ich jeden Muskel anspanne, gleich wird er springen, dann wirft er mich fast um, ich reiße ihn hoch und spüre, dass das wohl das letzte Jahr ist, in dem das möglich sein wird, und es ist ein beständiges Abschiednehmen.

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Mit den Freunden M. und S. und dem J. am Freitag am Paul-Lincke-Ufer gesessen, chinesisch gegessen, ein halbes Spaghettieis bei Azzura schräg gegenüber, geplaudert und gelacht, und am nächsten Tag so halb zufällig beim Döneressen bei KWA wiedergetroffen, weil am Vorabend darüber gesprochen, dass wir unbedingt diesen Döner essen müssen. Zuhause auf dem Sofa vor der offenen Balkontür gelegen, der kühlere Wind, die Bäume rauschen, als lehnte ein Taugenichts an ihrem Stamm und wartete auf die Liebe, die nachts aus den Kronen der Linden fällt wie Tau.

Wir trinken Cidre und hören die Leute vor der Bar nebenan leise lachen, und ich weiß, dass es nicht besser werden wird noch kann, denn so, so sieht das Glück aus, oder zumindest die Zufriedenheit, des Glückes hausbackene, kleine Schwester.

4 Gedanken zu „Ach, überhaupt.

  1. Ach das mit dem auf Dich Zulaufen und umarmen bekommt eine andere Qualität später. Mein Filius umarmt mich immer noch bei der Begrüßung, ganz fest, mit seinen 31 Jahren. Das fühlt sich richtig gut an!

    1. Ich fürchte mich manchmal davor, dass er mir davonwächst, dabei ist das natürlich nur gut und richtig. Aber trotzdem, manchmal hätte ich ihn gern zurück für ein paar Tage: Als strahlendes Baby in der Manduca, als tapsiger kleiner Kerl.

  2. „… und es ist ein beständiges Abschiednehmen.“

    Ja, und das macht mich bei meinem Sohn in solchen Augenblicken der Freude gleichzeitig auch immer etwas traurig.

    1. Ja, so geht es mir auch. Manchmal vermisse ich ihn jetzt schon, den kleinen Kerl von vier Wochen, zwei Jahren, und erst heute habe ich gedacht, wie sehr er sich verändert hat im ersten Schuljahr.

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