Nächtliche Gedankenfahrt

Schwer erkältet. Wer hier schon ein paar Jahre mitliest, wird nun gelangweilt den Mund verziehen, denn ich bin nicht nur dieses Jahr über den Jahreswechsel von der Stirnhöhle bis zu den schmerzenden Fußgelenken infiziert, nein, ich falle jedes Jahr einem Virus anheim, der mich kurz vor Weihnachten anspringt, wenn es im Büro besonders hektisch ist, und meine ohnehin etwas fragile Immunabwehr überwältigt, wenn die sich über die Feiertage ein bisschen entspannt.

Über Weihnachten habe ich also viel im Bett gelegen, für meine Verhältnisse viele Filme gesehen, und unvernünftig viel gegessen. Cleverere Leute als ich hätten die erkältungstypische Appetitlosigkeit genutzt, um sich zumindest den Gewicht vom letzten Jahr Weihnachten wieder anzunähern, aber ich habe einfach stumpf weitergestopft. Ich trage jetzt nur noch elastische Kleider, da fällt das nicht so auf.

Warum erzähle ich Ihnen das? Mittelalte Frauen mit roten Augen und triefenden Nasen sind schließlich nicht so sonderlich interessant? Nun, vor lauter Husten und trockenem Mund, Kopfbrummen und Gliederschmerzen schlafe ich derzeit natürlich auch ganz, ganz erbärmlich. Nachts wache ich zwischen 3 und 4 Uhr einfach auf. Dann liege ich möglichst bewegungslos im Bett, versuche, den geschätzten Gefährten nicht zu stören, und dämmere so vor mich hin.

Kennen Sie diesen Zustand, in dem man einerseits sehr wach ist, andererseits die festen Bahnen, auf denen die Gedanken tagsüber auf Schienen laufen, gerade nichts halten? Wenn die Gedanken vom warmen Schlafanzug, den man gerade gern hätte, zum Weihnachtsfest laufen, an dem die Tante M. den Schlafanzug geschenkt hatte, den man so mochte, oh, war der kuschelig. Aber schade war es schon, dass auf der Beerdigung der Tante M. ausgerechnet die Frau T. einen Schlaganfall erlitten hatte, und so stand die Tante nicht einmal auf der eigenen Beerdigung im Mittelpunkt. Was wohl der hübsche Neffe der Frau T. heute macht? Dunkelblond war der, aber ganz schwarze Augen. Irgendwann haben wir uns einen Nachmittag lang geküsst. Aber wieso eigentlich nicht wieder? War das des R. wegen? Oder fuhr ich anderntags in Urlaub, und wenn ja, was für ein Urlaub war das? Frankreich? Dänemark? Schweden? Ach, Urlaub wäre gut, aber Herumfliegen soll man ja nicht mehr, und in Deutschland ist es gerade so schlimm kodderig.

So fahren die Gedanken entgleist von des Tages festen Bahnen schlingernd hin und her, ab und zu erscheint mir ein einzelner Gedanke gut und sinnvoll, soll festgehalten werden, macht sich wieder los, und dann reisst sich das ganze Floß des Bewusstseins los vom Ufer, treibt wieder dem Schlaf entgegen, und wenn ich das nächste Mal die Augen aufschlage, ist es morgens und ich sehr, sehr müde.

6 Gedanken zu „Nächtliche Gedankenfahrt

  1. Zuerst einmam nachträglich gute Wünsche für Neujahr, Weihnachten und vor allem für erfolgreiche Genesung. Ich bin mit nicht schlafen können vertraut, allerdings kann ich ich zum Klavier retten und dann übe ich halt. Aber kreisende Gedanken können unangenehm werden. Daher nochmals alles Gute zur Genesung!

  2. dass ich das „… aber Herumfliegen soll man ja nicht mehr …“ hier nochmal lesen darf, gefällt mir. Hoffentlich nicht nur so ein entgleister Nachtgedanke

  3. Oh ja, ich erinnere mich gut an die winterlichen Erkältungen, immer zum Wochenende oder zu Weihnachten. Das ist jetzt vorbei, seitdem ich seit ein paar Jahren im Winter hochdosiertes Vitamin D und bei den leisesten Anzeichen einer beginnenden Erkältung teelöffelweise billiges Vitamin C Pulver und dazu eine Zinktablette einnehme. Das hilft.

    Frohes Neues und gute Besserung!

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