„Fühlen Sie sich wie im Siebten Himmel.“, lese ich auf der Homepage eines bekannten Berliner Spa, und für einen kurzen Moment denke ich ernsthaft darüber nach, am Samstag Vormittag nach Mitte zu fahren und mich mal so richtig zu erholen. Den Siebten Himmel habe ich, glaube ich, nach dieser Woche nämlich mal so richtig verdient. Ich fühle mich wie jemand, der mehrfach hintereinander am Schleudergang einer Waschmaschine als Unterhemd teilgenommen hat und habe bei jeder S-Bahnfahrt Angst, einzuschlafen und erst an der Endhaltestelle wieder aufzuwachen. Und zwar am nächsten Morgen.
Auf einen Fußwickel mit Lavendel und Rosenholz habe ich trotzdem keine Lust. Außerdem müsste ich dann meine Füße vor Leuten entblößen, die als neuzeitliche Bademägde vermutlich sehr, sehr viel Wert auf eine gepflegte Erscheinung legen, und über den halb abgeblätterten Nagellack auf dem linken Zehennagel und meine eher schuppigen Füße entsetzt wären und den ganzen Tag darüber sprächen. Aus demselben Grund traue ich mich auch nicht zu einem Ganzkörperpeeling. Da müsste ich erst einmal … und dann –, na. Lassen wir das.
Vom Siebten Himmel bliebe da nicht viel übrig. Im Himmel denken die Leute nämlich nie an ihre Körper, weil sie keine mehr haben. Ich dagegen würde auf dieser Liege liegen, sphärische Musik, Wohlgerüche in Duftschälchen, eine sehr gepflegte Frau würde meinen Rücken massieren, und ich ziehe die ganze Zeit den Bauch ein und gräme mich, weil ich es morgens nur ausnahmsweise schaffe, mich einzucremen.
Aber selbst in perfektem Zustand macht mir das Eingewickelt-, Eingeölt- und Massiertwerden nur bedingt Spaß. Ich unterhalte mich nämlich ungern während solcher Aktionen. Fremde Leute strengen mich an, und Kosmetikerinnen haben bemerkenswert oft eine Tendenz ins Strapaziöse.
Von mir aus sollten also am Besten alle wahrnehmungslos schweigen. Dass man so keine entspannende und verschönernde Dienstleistung erhält, ist zwar klar. Da aber da, wo Gefahr droht, auch das Rettende wächst, kam mir erst kürzlich eine Idee: Ich will eine Maschine. Eine Entspannungsmaschine zum – von mir aus – öffentlichen Gebrauch.
Die Maschine wäre optimal von einem beruhigenden, nur leicht medizinisch anmutenden strahlendem Weiß. Sanft geschwungen, flach. Länglich, aber ohne an einen Sarg zu erinnern. Bevor man in die Maschine geht, würde man sich entkleiden, eine Art Lichtkanal betreten, und würde sodann mit Lasern umfassend abgetastet und ein elektronisches Modell berechnet. Weil der Laser so richtig supergut wäre, könnte er auch unterscheiden, wo die Oberfläche aus Hornhaut und wo aus normaler Haut bestände, und wenn er leise, aber sehr beruhigend fertig gerattert hätte, würde man sich in die Maschine begeben. Da läge man dann, machte die Augen zu und würde zunächst mit einem feinen, angenehm temperierten und wohlriechenden Nebel besprüht.
Anschließend kämen die Behandlungen. Man könnte das vorher einstellen, ebenso die Musik, Helligkeit und Düfte. Man würde massiert, eingeseift, abgeschliffen, na, all das eben, was in diesen Bädern eben so angeboten wird. Niemand würde sprechen. Niemand denkt laut oder leise außer dem Behandelten selbst.
Am Ende der Behandlung würde es langsam heller. Man hätte noch ein wenig Zeit, um wieder in der Welt mit ihren vielen Bewohnern und ihrem omnipräsenten Krach anzukommen. Dann zöge man sich wieder an. Vor der Tür würde man erst einmal blinzeln, weil es so hell ist, und die Massen an Leuten leicht irritiert ansehen. Ich war sehr weit weg, würde man sagen, und das wäre ausgesprochen wahr.
Außerdem habe ich jetzt sehr schöne Füße.