Was wäre ich, oh meine geschätzten Leser und Wettbewerbsteilnehmer, ohne Sie, die sie mich die vergangene Woche am Ende der Welt das ganze Elend aus abendlichem Gesang zur Gitarre und weidenden Schafen haben vergessen lassen! Eine Freundin in Paris, heiße Sommer an der Côte d´azur, ein Pariser Gemälde, französische Küche und französische Bräutigame… seien Sie alle versichert, mich bestens unterhalten zu haben.
Habe ich anfänglich nicht damit gerechnet, überhaupt mehr als die fünf ausgelobten Preise vergeben zu können, so begannen mich alsbald ernsthafte Entscheidungsschwierigkeiten umzutreiben: Passt manchem Preisrichter die ganze Richtung nicht, so mag dies den Wettstreit subjektiv ungemein vereinfachen. Gefällt so gut wie jeder der eingereichten ungefähr zwanzig Beiträge, so wird die ganze Sache schon bedeutend diffiziler. Souveräne Ungerechtigkeit heißt da das Gebot der Stunde, und die Wahl ist, seien Sie´s versichert, alles andere als leicht gefallen.
Sehen Sie, verehrtes Publikum, nun also den roten Vorhang sich heben. Auf die Bühne tritt die zitternde Jury, das Orchester spielt einen prachtvollen Tusch – und es haben gewonnen:
Frau Wortschnittchen für einen Beitrag, den ich auf der Stelle zweimal gelesen habe: Mindestens ein Getränk Ihrer Wahl in der nicht genug zu bewerbenden Bar „Visite ma tente“ in der Schwedter Straße.
Auch Don Alphonso hat sich mit einem charmanten Text über ein schönes Bild und eine noch schönere Stadt bei seinem nächsten Berlinaufenthalt einen Besuch im „Visite ma tente“ verdient.
Herrn Frank Uhlig für einen Abend mit George Moustaki: Eine Postkarte, wahlweise im Herbst aus Frankreich oder sofort aus Riga.
Herr Che für gleich „Dreimal Frankreich“, eine Sommer- und Reisegeschichte: Eine CD.
Herrn Helmut (URL?) für ein kleines Road Movie, das wohl jeder kennt, der schon mal versucht hat, mit dem Kraftfahrzeug Frankreich zu bereisen: Eine Postkarte (Frankreich? Riga? Oder Berlin?)
Frau Anna Bluebird (URL?) für eine französische Freundin mit schönen Schuhen: Eine Postkarte, Procedere siehe oben.
dr.kurt.isane für einen Amerikaner in Paris: Eine CD.
….und eine CD für Herrn Mequito, der mir das prächtige Banner zur Rechten gebastelt hat.
Herzlichen Glückwunsch und vielen Dank an alle, die sich beteiligt haben! Was Frau Engl angeht, ist es natürlich eine Frechheit mich so zu erschrecken, da überlege ich mir noch einmal etwas ganz Spezielles.
Eine Auswahl der preisgekrönten Beiträge finden Sie in den Kommentaren.
Anna Bluebird´s französische Freundin
Denke ich an Frankreich und seine Einwohner, dann
denke ich nicht an die vielen Landesvertreter, die ich
im Laufe meines Lebens kennenlernte. Ich denke nicht
an die pubertierenden Austauschschüler einer
Rugbymannschaft, denen ich ihren Aufenthalt versüßte,
indem ich schmutzige Witze grammatikalisch nicht
einwandfrei übersetzte und nicht an meinen
französischen Professor, der eben solche in seiner
Muttersprache von sich gab. Ich denke weder an meinen
ehemaligen schwulen Nachbarn, dessen hohe Stimme sich
beim Liebesgeplänkel irreal verzerrte, noch an seine
Nachmieterin, deren nächtliche Schimpftiraden via
Fernsprecher mich nachts wach werden lassen. In beiden
Fällen bin ich froh darüber, dieser Sprache nicht mehr
so mächtig zu sein, als dass ich unkonzentriert den
Inhalten folgen könnte. Es gab nur eine Person, die
ich seit je her mit diesem Land untrennbar
assoziierte, Isabelle.
Wir lernten uns an der Hochschule kennen und ich
bewunderte ihre Leichtigkeit, die sie durch jede
Bewegung ausstrahlte. Hochgewachsen, grazil und
rothaarig verkörperte sie das typische Bild einer
Französin. So berichteten vor allem Männer von einer
Übereinstimmung mit ihrem Traumbild. In Sachen
Kleidung war Isabelle ausgesprochen extravagant. Man
konnte sicher sein, dass ihre Wahl, die zunächst
gewöhnungsbedürftig schien, im nächsten Jahr der Trend
war. Erstaunlicherweise machte sie sich über die
Modefrage nie großartig Gedanken, sondern trug oft
selbst kreierte Stücke oder solche, die sie aus
zweiter Hand erwarb. Niemals wirkte sie jedoch billig
oder kitschig. Ihre positive Ausstrahlung übertrug
sich wie von magischer Hand auf ihre Kleidung und
alles, was sie umgab. Sie war gerne gesehener Gast und
Gesprächspartner. Die deutsche Sprache – eigens für
ihr Studium angeeignet – beherrschte sie hervorragend
und ihre Aussprache zierte dieser charmante, typisch
französische Akzent.
Neben einem großen musischen Talent besaß sie noch
etwas, das sie für mich äußerst interessant machte:
eine Wohnung in Paris, nicht irgendwo, nein mitten in
Paris. Da ich in den Semesterferien sowohl Zeit als
auch Muße hatte, mich in der Welt ein wenig umzusehen,
beschloss ich, sie dort zu besuchen. Leider hatte sie
bereits andere Pläne für diese Zeit. Sie wollte zu den
Eltern nach Toulouse fahren, da Paris im Sommer für
sie unerträglich schien. Zu stickig wäre es in der
Stadt und außerdem von Touristen überlaufen. Aus ihrem
Munde leuchtete mir die Argumentation sofort ein. Nein
für so eine zarte Person wäre der sommerliche
Aufenthalt in der Stadt sicherlich nicht gut. Ich
hingegen traute mir diese Strapaze zu. So traf eines
Tages ein Kuvert mit ihren Wohnungsschlüsseln per Post
bei mir ein. Ehrlich gesagt überraschte mich ihre
Vertrauensseeligkeit mir gegenüber, schließlich
gewährte sie mir Zutritt zu ihren privaten
Räumlichkeiten, ohne anwesend zu sein. Doch dann
überwog die Freude über diese Gelegenheit und so
machte ich mich, die Adresse in meiner Tasche, mit dem
Zug auf den Weg nach Paris.
Die Stadt empfing mich unter einer Wolkendecke, welche
die sommerliche Hitze noch drückender erscheinen ließ.
In der Rue de St. Gérmain stieß ich auf die erste
Hürde in Form eines hölzernen Tores, das den Zugang
zum Innenhof versperrte. Keiner der beiden zugesandten
Schlüssel vermochten es zu öffnen. Also wartete ich,
bis ein Hausbewohner die Türe von innen öffnete und
auf die Straße trat. Im Hof erspähte ich den Eingang
zum Haus und quälte mich mit meinem Koffer über eine
enge Treppe in den vierten Stock. Drei Türen hatte ich
dort zur Auswahl, doch nirgends konnte ich ein
passendes Namensschild entdecken. Schließlich
entschied ich mich für die beiden Türen ohne Schilder
und probierte jeweils beide Schlüssel aus. Auch hier
schien keiner zu passen. Meine Verzweiflung wurde
immer größer, bis ich mit einem Blick durch ein
Fenster feststellte, dass es noch einen zweiten
Eingang gab. Die Treppen wieder hinunter und im
nächsten Hausflur den vierten Stock erreicht,
empfingen mich Isabelles Initialen in Form von kleinen
buntbemalten Holzschnitzereien an der Tür, die sich
nun auch mit einem der Schlüssel öffnen ließ. Im
Inneren strahlte ein gefliester Boden angenehme Kühle
ab. Ich stellte den Koffer ab und begann mich
umzusehen. Mit verschiedenen Stoffen geschmückt, durch
Bilder und all die liebevollen Details verziert,
strahlte die Wohnung Isabelles Charme aus. Ich fühlte
mich vom ersten Augenblick an wohl in der Umgebung,
die für die nächsten Tage mein Heim sein sollte. Mein
Magen meldete Leere und so beschloss ich, als nächstes
die Umgebung nach einem Supermarkt abzusuchen.
Das bedeutete allerdings, bei meiner Rückkehr wieder
vor verschlossenem Tor zu warten, bis jemand öffnete.
Den kleinen Trick mit dem Türöffner erklärte mir
Isabelle am Abend bei einem Telefonat.
Es folgten Tage angefüllt mit dem typischen
Besucherprogramm. Montmartre, Sacre Coeur, Arc de
Triomphe, Eiffelturm und einigen anderen
Sehenswürdigkeiten stattete ich einen Besuch ab.
Dazwischen schlenderte ich durch kleine Seitenstraßen,
saß auf wunderschönen Plätzen, in Cafés oder in Parks.
Unweit von der Wohnung befand sich der Jardin de
Plantes, ein kleiner Park, der sich wunderbar eignete,
um vorbeiziehende Passanten zu beäugen. Nach drei
Tagen stellte ich fest, dass mich sehr viele
Kleinigkeiten in dieser Stadt an Isabelle erinnerten.
Hier ein Tor mit schön geschwungenen Ornamenten, dort
ein Laden, in dessen Auslage alte Bücher zu sehen
waren, eine verzierte Fassade, ein besonders schöner
Blumenladen. Ich begann, die Stadt durch Isabelles
Augen zu sehen, stellte mir vor, wie entzückt sie von
einem Anblick wäre und ertappte mich des öfteren bei
fiktiven Gesprächen mit ihr. Wie schön wäre es
gewesen, hätte sie mir ihre Stadt gezeigt. So lief ich
allein durch die Gassen und war traurig darüber, meine
Eindrücke mit niemandem teilen zu können. Gegen Ende
der Woche änderte sich mein Blickwinkel, durch meine
emotionale Verfassung getrübt, von begeistert nach
melancholisch. Die Hitze machte mir mehr zu schaffen,
als zu Beginn meines Aufenthaltes, plötzlich spürte
ich bei jedem Schritt die Blasen an den Füßen, die
Menschen schienen oberflächlicher geworden zu sein,
die Straßen schmutziger, die Autos lauter und die
Preise unverschämter. Ich beschloss abzureisen, jedoch
nicht ohne den inneren Beschluss zurückzukehren, um
einige Zeit hier zusammen mit Isabelle zu verbringen.
Im Frühling des kommenden Jahres machte ich mich
erneut auf den Weg nach Paris. Diesmal war Isabelle
anwesend und die Zeit verging wie im Fluge. Die
Erinnerung an meinen ersten Aufenthalt wurden von
vielen wunderbaren Begebenheiten verdrängt. Am Ende
schenkte mir Isabelle ein Paar ihrer Schuhe. Ich hielt
sie jahrelang in Ehren und dachte unweigerlich an
Paris, wenn ich sie trug.
Helmuts Frankreichreise
8 Stunden sitzen wir hier schon bei McDonalds fest. Aber jetzt kommt
sie endlich mit dem Auto aus dem Kreisverkehr auf uns zugefahren. Irgendwie sind uns die Systemgastronomen ja mittlerweile ans Herz gewachsene, aber viel schöner ist das wir jetzt abgeholt werden. Nachdem wir es am Anfang nicht einmal geschafft hatten einen Cafe ohne den großzügigen Einsatz von Händen und Füßen zu bestellen, wurde uns am Schluss nach einen „Cafe s.v.p.“ einfach zwei Becher entgegengestreckt und wir konnten per Fingerzeig ordern. Gut, eigentlich geht man ja nicht zu Kaffeetrinken zu einer amerikanischen Fastfoodbude. Aber wir waren an diesem Tag zum dritten Mal
nass geworden. Und hinter Strohballen kauernd, auf das Ende des
Gewitters wartend hatten wir beschlossen einfach in der nächsten Stadt an einem markanten Punkt zu warten bis meine Schwester uns aufsammeln würde. Und hier war ein warmes Plätzchen zum warten, das wir froh annahmen.
Dabei war es bisher noch richtig heiß gewesen. Gut und gerne 12 Liter
Wasser am Tag hatten wir zu zweit verbraucht, inklusive kochen.
Glücklicherweise hatten wir in keiner größeren Stadt vergessen „supermarche“, „auchan“ oder auch mal „Aldi“ zum Nachtanken zu besuchen. Sonntag hatten uns die Tabacs weitergeholfen. Allerdings war hier die Gefahr großer das doch mal ein Franzose versuchte uns in eine Gespräch zu verwickeln und unsere Sonnenbrillentarnung auffliegen würde. Schließlich hatte ich mir vor der Abfahrt erklären lassen was links, rechts, Reis und Nudeln heißt, aber ansonsten musste alles mit dem Satz „Madame / Monsieur direction Stadtname, camping place s.v.p.?“ funktionieren. Dabei war es immer wichtig die Sonnenbrille aufzulassen und kräftig mit „qui“ und nickten zu Antworten. Denn merkte der Gegenüber erstmal das man fast nichts verstanden hatte
und eigentlich nur konzentriert versuchte die Armbewegungen zu
interpretieren, konnte er leicht sein das er wieder von vorne anfing und dann war gar nichts mehr zu verstehen. Viel Schlimmer konnte es nur kommen wenn man dann versehentlich versuchte English zu sprechen. Schließlich ist dem Franzosen das harte „H“ des Engländer geradezu unbekannt. Wohingegen das stimmlose britisch „R“ zum Ausgleich fulminant betont.
Aber er gab keinen Grund zum schimpfen ganz selten hatte ein Franzose
versucht uns von der Strasse zu hupen und man hatte uns wunderbare
Plätze in Campingplatzen zugewiesen, ein hart verdientest Bier am Abend gegönnt und auf mach aufmunternd zugerufen. Und dafür waren wir auch sehr dankbar.
Schließlich seit unserer Einreise auch schon an einem Ententeich
übernachtet. Erstaunlich wie laut diese possierlichen Tiere sein
können. Und Kombination mit einer nahen Landstrasse gerade zu stressig. Das war aber noch gar nichts gegen die Nacht am Bahndamm. Dort grüßten sich nämliche die genau hier aufeinander treffenden Zugführer mit einem freundlichen Hupen. Am anderen Morgen war unsere Zelt dann auch noch umgeben von unangenehm großen
Pfützen gewesen. Schlimmer hätte es uns da hinter einem Wasserturm
erwischen können. Diese gab eine größere Menge Wasser von sich, genau an den Platz an dem wir unser Zelt Minuten später errichten wollten.
Aber auch mit Dauercampern die sich spätabends noch Kriegsfilme
reinziehen hatten wir schlecht Erfahrungen gemacht. Naja, aber eventuelle hatten die beiden ja genau im Krieg die Fähigkeit verloren, ihren TV Konsum etwas leise zu vollziehen. Wie dem auch sei.
Viel schlimmer war jedoch das unser Baguette die Nacht noch schlechter
als wir überlebt hatte. Überhaupt war die cusine etwas auf der Strecke
geblieben. Aufgrund unseres begrenzten Transportvolumens hatten wir
uns auf einen Topf eingeschränkt. Damit konnte man ganz wunderbar Nudeln machen und hinterher noch die passende Soße.
Als einzigen Luxus hatten wir uns eine Packung Meersalz gegönnte.
Einsamer Tiefpunkt war dann aber doch ein Frühstuck was aus zwei Baguette und einem Glas Nutella bestand.
Dieser Tribut an zahlten wir jedoch gerne. Bedeutete jeder Kilo weniger
doch, schneller fahren zu können und die Fahrräder etwas beweglicher
und leichter zu machen. Fast zwanzig Kilo sorgten aber dennoch für ordentlich Schwung beim Bergabfahren und für böse Verwünschungen am nächsten Anstieg. Und Anstiegen gab es viele in Vogesen und Eiffel. Bei so manchem Bergaufkilometer in brütender Sonne dacht man schon darüber nach warum man sich diese Qual antun sollte. Aber das Ziele war eigentlich sonnenklar gewesen.
Am Horizont Himmel und Wasser verschmelzen sehen, mit den Füssen die sandgewordene Unendlichkeit spüren, die ungreifbare Macht des Windes in den Haaren haben – wer möchte nicht Urlaub am Meer machen. Doch wie kommt man am schnellsten ans Ziel? Na klar bis Calais sind es nur 700km!
Um 3 Uhr morgends sind wir dank unserer Fahrerin da gelandet, wofür wir all die Strapazen in Kauf genommen haben. Und es hat sich gelohnt.
Vive la France!
Herr Che fährt dreimal durch Frankreich
Dreimal Frankreich, nie zurück
„Mann, 26, sucht gleichgesinnte Person, Mann oder Frau, mit Lust, gemeinsam mit mir Frankreichs Südküste abzugrasen. Auto und Zelt vorhanden. Bitte melde Dich schnell, da frühzeitiges gegenseitiges Beschnuppern wohl angesagt.“ Diese Anzeige, die ich 1985 in einem Stadtmagazin las, leitete nicht nur einen Urlaub ein, sondern eine besondere Faszination, die einen gewissen Abschnitt meines Lebens prägen sollte. Bis dahin hatte sich meine wichtigsten Urlaube in den Bergen abgespielt, auf schwarzglänzenden Graten über blauen Gletschern, in der glühenden Hölle sonnendurchfluteter Granitkare und der Arschkälte sturmgepeitschter Gipfelwächten. Das heitere Südeuropa, bevorzugter Urlaubsort meiner Mitschüler und insbesondere Mitschülerinnen war mir fremd. Jetzt, als junger Student, wollte ich das ausgleichen, und da kam mir die Anzeige gerade recht. Wir trafen uns und waren uns auf Anhieb sympathisch. Rob (alle Namen der dramatis personae bis auf Klaus und Willy habe ich geändert) war des Französischen nicht mächtig und suchte daher einen Reisebegleiter, der übersetzen konnte. Schnell kamen wir überein, wie der Urlaub zu gestalten sei: Ein bisschen Kultur, zu der auch die französische Küche zu rechnen war, ein bisschen Badeurlaub, sehr viel Landschaft und Sightseeing, jeder Tag an einem anderen Ort, Auto-Vagabondage, außerdem wollten wir Frauen aufreißen. Im Lande der Troubade sollte dies auf ganz klassische Tour erfolgen, per Lied und Gitarre.
Als erstes Ziel steuerten wir Avignon an, wo gerade das internationale Theaterfestival gefeiert wurde, ein Event, bei dem sich einige Jahre zuvor mein Schwesterherz live von Bob Dylan beim Pinkeln hatte begleiten lassen und das also dringend meiner Aufmerksamkeit bedurfte. Am Abend sah ich eine Gruppe nett wirkender Franzosen auf unserem Campingplatz zusammenhocken und fragte „Peus je participer?“, womit ich eigentlich das Zugesellen zu der Runde meinte, und wurde zurückgefragt „Aux melon?“ und hatte ein Stück Melone in der Hand. Am gleichen Abend wurden Rob und ich zu einer Riesenratatouille tunesischer Art eingeladen, die originell nachgewürzt wurde: Man fasste einfach in Nähe des eigenen Fußgelenks nach unten und hatte Rosmarin, Thymian oder Oregano in der Hand, das wurde ausgerupft und kam am Stück in den Topf.
Zwischen Rob und Michelle schnackelte es am nächsten Tag, wobei, was noch niemand wissen konnte, ein Kind bei rumkommen sollte. Ansonsten bildeten wir ein Trio, das sich Kultur und Landschaft antat: der imposante, sehr spanisch wirkende Papstpalast, die Chartreuse mit dem bulligen Fort St.André, Aigues Mortes, die Camargue mit ihren weißen Pferden, schwarzen Stieren und rosa Flamingos, eine Landschaft, die so schreiend schön ist, dass es schmerzt. Im Mittelmeer badend sahen wir einem Waldbrand zu und den Löschflugzeugen, die dicht bei uns wasserten, um ihre Tanks mit Löschwasser vollzurammen – „Canadairs“, wie Michelle wusste, unterstützt von einem alten Lancaster-Bomber aus dem Zweiten Weltkrieg, der nicht wie in seinem ersten Leben Feuer, sondern diesmal Wasser warf, vielleicht eine Beichte für alte Sünden, denn auch Flugzeuge haben eine Seele, wie wir noch sehen werden.
Wir waren schon ein merkwürdiges Trio: Ein Konditor, der sagte „Patissier“ sei auf Deutsch ein Ausdruck für jemanden, der besonders guten Sex zu bieten habe, eine Schauspielerin, die zugleich Skilehrerin, Animateurin und Grundschullehrerin war und sich spaßeshalber Juliette César nannte, und ein Student der Geistes- und Sozialwissenschaften, der auch damals schon Che war. Als ich die Chartreuse besichtige, trug ich eine Baskenmütze mit dem schwarz-roten Sandinistenstern, und der alte Pförtner fragte mich, was der vorzustellen habe, ich erwiderte, wohl mit jener Glut in den Augen, die mir in jenen pathetischen jungen Jahren zu eigen war „Je suis Anarchiste“, da umarmte mich der alte Mann und küsste mich auf beide Wangen. So sind sie hier im Süden, dachte ich, und vielleicht war in meinem Leben nie wieder so sehr Süden wie damals.
Schließlich kam die Trennung. Michelle und ihre Freunde hatten als Bouquinistes auf dem Festival gejobbt und fuhren nach dessen Ende wieder nach Hause, wir machten die Cote d´Azur unsicher, fuhren bis Italien, rollten dann die Cote von Osten auf, Menton, Antibes, Monaco, Nizza (wo wir natürlich Nizza-Salat aßen), die Nudisteninsel Ile de Levant, wo wir bei zwei Schweizerinnen erfolglos erneute Angrabungen starteten, der Grand Canyon du Verdon und der Lac de St. Croix, großartige, von Lavendel duftende Landschaften unter glühender Sonne. Dann ging es in das Languedoc, eine herbe Landschaft, nicht so süß wie die Provence, aber erdig, krass, auf stolze Weise schön, eine Landschaft wie der Geschmack von Ziegenkäse zu Rotwein und eine Gitanes hinterher, eine Landschaft, die sprachlich, kulturell und klimatisch eine Einheit mit Katalonien bildet und eigentlich nichts Gallisches mehr hat. Séte, Perpignan, Andorra, schließlich die imposante Festungstadt Carcassonne. Je tiefer wir in den Süden kamen, desto häufiger trafen wir Segelflieger, und öfter hörten wir vom Ruhm von Klaus. Klaus war der Ex meiner Schwester und ein berühmter Alpinsegelflieger, der ständig in Südfrankreich unterwegs war. Eine lustige Begegnung hatten wir in Perpignan, als wir eine deutsche Schäferhündin bemerkten, die bei Affenhitze hechelte. Der französische Herr dieser Hündin, der aussah wie Luis de Funès, erklärte, sie schwitze deshalb so stark, weil es eine Deutsche Schäferhündin sei, und Deutschland sei ein sehr kaltes Land. Ich erwiderte, ich sei Deutscher, so kalt sei es in Deutschland nicht, worauf er erklärte, dass er Franzose sei (darauf wären wir nicht gekommen), was in seinem goldigen Katalanisch „Jai Franci“ gesprochen wurde, und er sei als Fremdenlegionär in Deutschland gewesen, im Winter, und da war es kalt, er war aber auch schon in Afrika stationiert, und da war es wiederum sehr heiß.
– Irgendwann bekam Rob einen Stich, und er musste unbedingt Michelle wieder sehen. Wir fuhren Amok: Nonstop von Carcassonne nach Paris. Michelle wohnte mit einem Schauspielerkollegen, der gerade mit Robert Hossein drehte, mitten im Marais, unweit des Beaubourg (das nur Fremde
„Centre Pompidou“ nennen). Rob und Michelle verbrachten die nächsten Tage mit Poppen, ich sah mir die Stadt an, Eiffelturm, Louvre, Montmarte, Pére Lachaise mit dem Grab von Jim Morrison, auf dem eine 25 jährige Sonia per Graffito darum bat, „geritten“ zu werden und ihre Telefonnummer angab, und wo ich ein paar Anarchisten aus Turin traf.
Schließlich traten wir nach einem unvergesslichen Urlaub die Heimreise an. Und ich war angefixt von diesem Land.
Die zweite Reise fand einige Jahre später statt. In einem Anfall tiefster Sehnsucht wollte ich die erste Reise wiederholen und gab daher eine Annonce auf wie damals Rob. Es geschah aus einer Krisenstimmung heraus, was auch schon bei der ersten Reise der Fall gewesen war: Damals war eine kurze, heftige Amour fou der Reise vorausgegangen, die ich unternommen hatte, um Abstand zu gewinnen. Tatkräftig und spontan, wie ich in jenen jungen Jahren war, war hinterher nicht Nachdenklichkeit (oder „Trauerarbeit“, wie das ein sehr deutscher Linker in meinem Bekanntenkreis nannte) angesagt, sondern durchstarten, action bringt satisfaction. Diesmal war es die nervenaufreibende Betreuung eines ziemlich durchgeknallten Asylbewerbers aus den Pandjab, die meinen Erholungsbedarf ins Unermessliche steigerte.
Auf meine Anzeige meldeten sich zwei Frauen, Krankengymnastik-Schülerinnen, 21 Jahre jung. Während der Fahrt kristallisierte sich schnell heraus, dass aus einem gemeinsamen Urlaub nichts werden würde, sondern die Reise eine reine Mitfahrgelegenheit war, denn allzu unterschiedlich waren unsere Vorstellungen und Bedürfnisse. Als Dorit sagte: „Ich bin gespannt, wie die Sachen da schmecken!“, erzählte ich ihr mit Begeisterung von der französischen Küche, aber auch von einem preiswerten Couscous-Restaurant in Avignon, und bekam zur Antwort „Klingt eklig!“, des Weiteren, dass die Mädels mit „Sachen“ Kekse, Waffeln, Riegel und Schokolade meinten und überhaupt nie warme Mahlzeiten zu sich nähmen. Da war mit mir als Gourmet schon der Minimalkonsens flöten. In Avignon eingetroffen, bestanden sie darauf, auf einem Campingplatz direkt am Fluss zu zelten, von dem ich wusste, dass es dort vor Mücken wimmelte. Für mich war das Anlass, mich zu verabschieden, ich ging stattdessen auf den etwas höher gelegenen, geliebten Campingplatz unterhalb des Fort St. André. An diesem Abend spies ich ein gegrilltes Entrecote mit handgemachten Pommes Frites und trank dazu Chateauneuf du Pape. Jetzt war ich in meinem Frankreich angekommen.
Die nächsten Tage hatten es in sich. Von einer Zigeunerin um eine größere Geldmenge beklaut, wandte ich mich an eine Gruppe Clochards, wissend, dass Gaunerehre bei denen hoch im Kurs steht, mit der Bitte, mir das Geld zurückzubeschaffen, was sie ehrlich versuchten, aber leider nicht schafften. Dafür lernte ich einen abenteuerlichen Menschenschlag kennen, lauter Bobbie Mc Gees, die in sin on the road lebten, sogar ein bolivianischer indio war dabei, den der Wortführer der Gruppe, Alcoholix, auf seiner Weltreise per Daumen kennengelernt hatte, und ein von zuhause weggelaufenes Mädchen aus Deutschland. Ein Theologiestudent aus Göttingen erklärte mir bei der Besichtigung der Chartreuse alles, was es über den Kartäuserorden zu wissen gab, mit Dänen soff ich, und mit einer Dänin hatte ich kurzen, unverbindlichen Funsex. Däninnen und Schwedinnen sind dafür da, glaube ich, zumindest im Urlaub. Nein, damit will ich jetzt keine sexistischen Klischees reiten und auch keine sonstigen Vorurteile nähren, der Satz juckte mir nur unter den Fingern.
– Ich besuchte all die Punkte, wo ich mich mit Rob und Michelle aufgehalten hatte, selbst unseren alten Badeplatz am Gardon, aber es war nicht wie früher – es fehlten die zugehörigen Leute. Als ich erkannte, dass diese persönliche recherche de la temps perdu keinen Sinn machte, beschloss ich, Klaus zu besuchen.
Klaus war vor zwei Jahren bei einem Überlandflug auf einem abgeernteten Lavendelfeld gelandet. Der zugehörige Bauer bewirtete ihn mit Wein und Käse, und beim gemeinsamen diner kam beiden die Idee, aus dem Lavendelfeld einen Flugplatz zu machen. Das französische Sportministerium baute von Steuermitteln einen Tower, die Bauersfamilie wurde zu Wirtsleuten, Klaus liierte sich mit deren Tochter, und nun lebte er im Caravan auf dem Aerodrome de Puimoisson, neben sich einen Geländewagen mit Surfboard, denn man brauchte nach den Ganztagesflügen ja seinen Ausgleich im Mittelmeer, auf dem Lac de St Croix oder dem Lac de Serre Poncon. Zur Zeit trainierte er gerade den amtierenden deutschen Meister im Alpinsegelflug, ansonsten nahm er 400 DM pro Nase dafür, dass Andere ihm zum Montblanc und zum Matterhorn nachfliegen durfte, denn nur er kannte die Strömungsverhältnisse. Klaus empfing mich herzlich, und ich verbrachte wunderbare Tage auf dem sonnenüberfluteten Plateau de Valensole und in den malerischen kleinen Dörfern ringsherum, die, obwohl nur wenige kilometer neben den Touristenrouten, so unberrührt wirkten, dass ich es nicht wagte, sie zu fotografieren. Es wäre mir wie eine Entweihung erschienen. Ich freundete mich mit Willy, Bernd und Charlotte an. Willy war 70 Jahre alt und führte ein unbekümmertes Rentnerdasein, flog mit seiner Cessna quer durch die Weltgeschichte, landete, wenn er keinen Flughafen mehr erreichte, auf irgendeiner Wiese und schlug unter der Tragfläche sein Igluzelt auf. Ich lernte Flugzeuge auseinanderhalten, Moranes von Cessnas, Pipers und Mooneys unterscheiden, auch, dass ein Segelflugzeug wie ein Pferd ist, das seine Launen und Mucken hat, und das der Pilot mit seinem Flugzeug körperlich eins werden muss.
Eines morgens bat mich Charlotte, ihren Flieger an den Start zu ziehen. Der Che kann keiner Frau etwas abschlagen, und so erfüllte ich denn ihren Wunsch, ohne mir Gedanken gemacht zu haben, was das bedeutete. Ein Segelflugzeug mit 15 Metern Spannweite ist etwas Anderes, als ein Auto abzuschleppen. Im Rückspiegel sah ich, wie eine Cessna quer zu uns rollte, und dann Trauben von Menschen, die sich an die Tragflächen beider Flugzeuge hängten, um eine Kollision zu verhindern, was gerade so gelang. Ich erfuhr, dass ich auf einem Privatflugplatz nicht haftpflichtversichert bin und beinahe Schaden in Höhe von ein paar hundertausend Mark verursacht hätte. Uff, darauf erst mal ein Eau de Mente! Herrlich, das grüne Erfrischungsgetränk, überhaupt wunderbar, diese nach Lavendel, Thymian, Rosmarin und Minze duftende Landschaft, bei der man den Eindruck hat, dies sei das original und die Toskana eine unvollendete Kopie. Großartig der fantastische Sonnenuntergang über dem rot erstrahlenden Gipfel des Luberon.
Gipfel ist das entscheidende Stichwort. Meine Tour führte mich weiter in die Berge, am Kloster Moustier St Maries und dem Lac de Serre Poncon vorbei ins Brianconet, zu den eisblitzenden Viertausendern der Barre des Ecrins und weiter über die Festung Briancon nach Turin. Unterwegs führte ich Gespräche mit den unterschiedlichsten Menschen, mit Absinth trinkenden kommunistische Bauern, die über die reichen Bonzen in Paris schimpften, mit einen Rüstungsmanager (Metallurge bei Avions Marcel Dassault), mit einem netten holländischen Pärchen und langweiligen deutschen Urlaubern, täglich neuer Menschen. Der Rest des Urlaubs war Alpinismus pur. In Revo zwischen Iseosee und Brentagruppe übernachtete ich auf einem Kirchhof und die Nacht war voll vom Gesang der Dorfschönen. Am nächsten Tag fuhr ich über die österreichische Grenze, und ein Carabiniere stellte mit die blödeste Frage, die mir je einer gestellt hat: „Haben Sie Haschisch zu verzollen?“ Ich hatte nicht, trotzdem filzten sie mein Auto, aber die Pistole fanden sie nicht. Pfff, noch mal gutgegangen! Die letzte Woche meiner Reise spielte sich bergsteigend in den Hohen Tauern ab, dann rollte ich sonnenverbrannt, abgebrannt und rundum glücklich nach Hause. Einen Tag in Deutschland weilend, wurde mein Auto aufgebrochen und die coole Designer-Anlage, die mich den ganzen Urlaub mit Musik versorgt hatte, geklaut. Und das war nur Vorbote einer haarigen Zeit.
Die dritte Reise fand vier Jahre später statt. Viel war inzwischen passiert. Aus dem unbekümmerten Studenten-Anarchismus meiner früheren Jahre war bitterer Ernst geworden. Selber bekam ich die strafprozessualen Folgen meines Tuns zu spüren, wenn auch sehr glimpflich.Trotzdem, die Tatsache, dass wir kein Spiel spielten und dass Knast etwas war, womit man als Autonomer rechnen musste, wurde mir deutlich. Dann wurde eine Frau aus meiner Szene bei einem brutalen Polizeieinsatz getötet, eine andere in der Türkei gefoltert. Eigentlich hatte ich vorgehabt, mich aus den politischen Zusammenhängen zurückzuziehen. Das ließ mein Gewissen jetzt nicht mehr zu. So wurde ich erst recht zum Aktivisten, zum Kader. Den Anlass zu der Reise gab eine unglückliche Liebe und das Bedürfnis, Abstand zu gewinnen, und die zeitgleiche Tatsache, dass einer meiner besten Freunde mit seiner Partnerin Schluss gemacht hatte, diese in einen tiefen Abgrund gestürzt war und ich mich nach Kräften bemüht hatte, sie zu trösten und aufzufangen. So ergab es sich, dass ich mit ihr zusammen ein drittes Mal die Autovagabondage über Avignon machte. Sie fand es sehr interessant, all die Orte zu bereisen, die ich schon kannte, meine Erzählungen über meine Erlebnisse dort zu hören, und diesmal kehrte die Magie von früher zurück. Sie war es, die durch ihre Rezeption des Geschehenen den Orten ihre Aura wiedergab. Erneut erlebten wir die unwirkliche Schönheit der Camargue und gingen sogar in einen Stierkampf. Endlich mal nicht politisch korrekt sein!
Meine Abneigung gegen mückenreiche Campingplätze am Wasser brachte uns dazu, zu Füßen der Pont du Gard nicht auf dem offiziellen Campingplatz auf einer Sandbank, sondern weiter oben auf einer Bauernwiese zu übernachten. Ein Glück. In der folgenden Nacht gab es einen Orkan, wir hielten die Zeltstangen mit unseren Armen fest, bis sie trotzdem brachen, und wir verbrachten den Rest der Nacht im Auto. Vom Campingplatz auf der Sandbank blieb nichts übrig. Genaugenommen fehlte die ganze Sandbank.
Am nächsten Tag hatte sie ihren Zickigen und musste die ganze Zeit mit mir schimpfen, und so interessierte es sie nicht, dass im Radio gerade von einem Jahrhundertsturm mit hunderten Todesopfern berichtet wurde. „Dreh das Radio ab! Was interessiert nmich so etwas? Männer! Ich habe mit Dir zu reden, das ist wichtiger!“ Na ja, und so. Nachdem wir uns nicht mehr stritten, wurde den Rest des Tages Metallica gehört. Es folgte ein entspannte Badeurlaub tief im Süden des Golfe du Lion und eine langsame, gemütliche Heimfahrt durch die romantischsten Teile des Rhonetals. Über eine Woche später riefen wir, mittlerweile auf dem Heimweg, von Lothringen aus zu Hause an und erfuhren, dass wir als vermisst gemeldet waren, unsere Eltern die Decke hochgingen und das deutsche Konsulat in Marseille nach uns fahnde. Unsere letzte Postkarte war in Avignon abgestempelt, mit dem Datum des Orkans, und der Mücken-Campingplatz war komplett vom Sturm wegggespült worden, unsere Eltern hatten im Fernsehen mitangeschaut, wie Wohnmobile die Rhone runtergingen, es hatte dort viele Tote gegeben. Nun ja, was die Abneigung gegen Mücken in Zusammenwirkung mit Zickentum so alles bewirken können…
Prallvoll mit gewaltigen Eindrücken und Erinnerungen kehrten wir in tiefer Nacht nach Hause zurück, es sollte nicht unser letzter gemeinsamer Urlaub sein.
Ich habe noch viele andere großartige Reisen gemacht, zwei wirkliche Abenteuer-Touren durch Ägypten, von denen wir eine fast nicht überlebt hätten, auch andere Frankreich-Aufenthalte, aber die besondere Magie dieser drei Autotouren steht für sich. Ich kann auch nicht einfach noch mal die Strecke abfahren, um Vergleichbares zu erleben, denn das Frankreich, das ich hier kennenlernen durfte, ist ein inneres Frankreich, das man mit der Seele suchen muss.
Klaus ist heute der anerkannt weltbeste Segelflieger, der seit Jahren Weltrekorde bricht, die alle von ihm selber aufgestellt wurden, weil es in seiner Klasse sonst niemanden mehr gibt. Rob und Michelle habe ich aus den Augen verloren, auch zu meiner letzten Reisebegleiterin inzwischen keinen Kontakt mehr.
Ich bin heute in einem Alter, in dem Männer sich gemeinhin Gedanken über Falten, ihren Bauch oder erste graue Haare machen. Das betrifft mich nicht. Ich habe immer noch mein altes „Born to be wild“-Lebensgefühl. Sollte ich die Reise doch noch einmal wiederholen? Ich müsste mich nur vorher unglücklich verlieben….
dr.kurt.isane zeigt einem Amerikaner den Louvre
Vor ewigen Zeiten begab es sich, daß mich ein amerikanischer Bekannter
für zwei Monat besuchte. Er wollte das, was alle Amerikaner wollen:
Europa in ein paar Wochen sehen. Okay, er war nicht der
Durchschnittsamerikaner, der /Europe in three Days/ durchhaben wollte. Er machte es
sorgfälltiger – dachte ich.
Er fing langsam an. Mit Deutschland. Der grundsätzliche Ablauf war
immer der gleiche. Zuerst wurde ein Ort im Reiseführer ausgeguckt. „This is
where I want to go“. Am nächsten Morgen stand er früh am ortlichen
Bahnhof und schwang sich in einen Zug der grob in die richtige Richtung
ging. Spät in der Nacht oder irgendwann am nächsten Tag tauchte er wieder
auf. „Wow, Heidelberg is great!“, „Hamburg habour is huge!“, „They
don’t wear leather trousers in Munich“. Am Wochenende war normalerweise
Ruhetag.
Nachdem er die Touristspots in good old Germany aus seiner Sicht durch
hatte, kam das umliegende Ausland dran. Naturgemäß wurde die Auswahl
etwas gröber. Statt dem Reiseführer genügte eine Europakarte. Er tippte
auf die
Karte – Amsterdam „This is where I want to go“ und fuhr. Er tippte auf
die Karte – Wien „This is where I want to go“ und fuhr. Er tippte auf
die Karte – Brüssel „This is where I want to go“ und fuhr. Er
tippte auf die Karte – Luxenburg „This is where i want to go“ und er fuhr,
und er war begeistert.
An einem Wochenende wurde es ihm zu langweilig „gemutlich“ rumzusitzen.
Er schnappte sich seine Europakarte. „Where is Paris?“ „Paris?“ „I want
to see the Louvre.“ Er tippte auf die Karte „This is where I want to
go“. Ich beschloß ihn ausnahmsweise zu begleiten. Die Zugfahrt war
langweilig. Noch dazu regnete es bei der Ankunft in Paris. Wir namen die
Metro zum Louvre. An der Haltestelle bekam ich dann aus erster Hand seinen
Verständnis von Besichtigungen mit. Wir steckten die Nase aus der
Metrostation. Es regnete immer noch. Er deutete auf den sich in kurzer
Entfernung befindenden Louvre. „Is this the Louvre?“ „I guess so“. „Ok,
lets go back home!“. Sprach es, drehte sich um, und ging zurück in die
Metrostation. Ich war völlig entgeistert. „I thought you want to see the
Louvre!?“ „Yes, and that’s what we did. That was the Louvre over
there, wasn’t it? You saw it, I saw it, so we saw the Louvre. Let’s go
back.“. Ich war so perplex, ich bin einfach hinterhergedackelt. Dank des
Regens verspürte ich auch keine große Lust, Paris zu besichtigen. Also
zurück zum Bahnhof, ab in den nächsten Zug Richtung Heimat.
Am nächsten Tag holte er wieder seine Europakarte raus. Er zeigte
irgendwo auf die Karte: „This is where I want to go“. Ich schaute worauf
sein Finger zeigte. Moskau …
Mist
mir ist gerade eine Geschichte wieder eingefallen. Die erscheint nun demnächst außer Konkurrenz. Hätte sich ja vielleicht auch schwer getan.
rien ne va plus
ohlala! hätte ich gewusst, dass es einen abend mit ihnen! zu gewinnen gibt, hätte ich
mich doch auch hingesetzt und geschrieben. so ein pech.
und nun?
Jetzt fühle ich mich ein wenig beschämt, dass meine kleine Geschichte, die nur zur Unterhaltung gedacht und wegen Zeitmangel eher schnell hingeschrieben, als ausgearbeitet wurde, hier erscheint.
Eine URL? Nun, ich bin etwas verloren zwischen all den e-Mail Adressen und Alibinamen. So erscheint der Name Anna Bluebird in meiner Mailadresse eher unbeabsichtigt – zumindest war mir diese Tatsache bis eben entgangen.
Über eine Postkarte freue ich mich immer. Die Wahl des Absendeortes möchte ich gerne Ihnen überlassen.
oje, ich glaube, ich habe jetzt ein bißchen angst…