Sonntag ist Tortentag

Man hat’s nicht leicht. Wenn man selbst schon eher schwer ist, um so weniger. Heute etwa, da gehe ich morgens um zehn an den Kühlschrank, nehme die gestern Abend in den Kühlschrank geschobene Himbeertorte heraus, entnehme den Tortenring und habe den Salat. „J.!“, brülle ich ganz entsetzt, denn die Himbeer-Mascarpone-Creme fließt einfach so in die Breite. „Verdammte Sofortgelatine!“, fluche ich, obwohl ich eigentlich nicht mehr fluche, seit der F. mithört, und dann muss ich mich erstmal setzen. Ich bin nämlich nicht so besonders souverän in meiner Eigenschaft als Gastgeberin, und außerdem sieht schon die Schokoladentorte, die ich gestern gebacken habe, irgendwie komisch aus.

Kurz denke ich daran, die Torten einfach wegzuwerfen. Dann stelle ich sie aber doch wieder in den Kühlschrank, denn um die Zutaten wäre es irgendwie schade, und laufe zur Konditorei. 12 Stück nehme ich, und weil ich so traurig schaue, bekomme ich einen Schokololli geschenkt.

Als mein Besuch kommt, dränge ich allen die Schokotorte auf und esse selbst demonstrativ ein großes Stück mit Sahne. Ich löffele auch ein bisschen an der Mascarponecreme herum, trinke mehrere Gläser Sekt, und werde mit der Zeit geradezu gut gelaunt, wie das eben so ist, wenn man Sekt trinkt und Gäste hat. Ich habe natürlich auch großartige Gäste, deswegen ist das mit der guten Laune auch irgendwie klar. Zu alledem erzählt mir die J., dass sie jetzt doch nicht nach Thüringen zieht, sondern ihr neuer Freund zu ihr kommt. Ich freue mich und strahle und esse zur Feier des Tages Erdnussflips und Chips. Das Leben, so fühlt es sich an, ist fett, aber schön.

Abends dann bade ich den F. und schneide ihm die Haare. Etwas essen könnte ich noch, denke ich. Aber nichts Süßes, und so bestelle ich eine vietnamesische Suppe mit Wan Tan und Pak Choi und Eiernudeln und ganz viel Koriander sozusagen zum Ausgleich.

4 Gedanken zu „Sonntag ist Tortentag

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