Freitag, Samstag, Sonntag

Freitag, kurz nach zehn, und die J. und ich stehen ratlos vor der Tür der Cantine Sant’Ambroeus. Der Wirt scheint aufzuräumen, öffnet dann doch noch für ein letztes Glas Wein, und so sitzen wir uns gegenüber, schmecken der Hitze vom vorletzten Jahr nach in einem Glas schwarz-rotem Sizilianer, der nach Kaffee schmeckt, nach heißem Stein und Kirschen, und sprechen über den Sommer. Den, der schon war, und alle, die noch kommen.

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Der Samstag beginnt mit Fieber und Schüttelfrost, wenn auch nicht bei mir, so doch beim F. Der war in den letzten Monaten geradezu vorbildlich gesund, nur einen einzigen Tag zu erkältet, um in die Kita zu gehen, aber heute – immerhin nicht an einem schwer zu überbrückenden Werktag – liegt er lethargisch im Bett. Keine Verabredung mit zwei Kitakindern und kein Kindergeburtstag bei einer Freundin am Sonntag.

Zwei Stunden später immerhin hat er es bis aufs Sofa geschafft, trinkt warme Milch und hört Hörspiele, lässt sich vorlesen und beschreibt mit dem ganzen Körper, was er gestern im Aquarium gesehen hat. Lauter neue Worte kennt er, wie etwa „Flügelrochen“ oder „Hammerhai“, und als er abends einschläft, hat er die vorsorglich geholten Zäpfchen gar nicht gebraucht.

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Der J. sitzt auf dem Sofa. Ich dagegen ziehe mich noch einmal an. Berlinale.

Das Delphi ist voller Spanier, wie Berlin ja überhaupt voller Spanier ist. Es läuft ein Film namens „Sueñan los androides“, der in verblichenen, ziemlich statischen Bildern von einem Replikantenjäger erzählt, der junge, sehr sympathische Replikanten im spanischen Benidorm erschießt. Vermutlich will der ebenfalls junge, ebenfalls sehr sympathische Regisseur mit dieser Meditation über den Roman von Philip K. Dick mit den elektrischen Schafen illustrieren, dass seiner Ansicht nach die junge Generation Spaniens im Dienste alter Menschen, die bizarren Schrott anbeten, schlecht behandelt werden.

Vielleicht hat er dies – oder etwas anderes – nach der Vorstellung sogar erzählt, leider war sein Englisch so schlecht, dass ich kein Wort verstanden habe.

In die Monkey Bar, die Mek und ich nach der Vorstellung aufsuchen wollten, sind wir dann am Ende gar nicht gegangen. Schlange zu lang. Keine Lust. Zu alt und zu müde zum Warten.

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Am nächsten Morgen ist F. wieder halbwegs fit und bleibt mit Babysitter daheim. Der J. und ich laufen durch die Sonne zur Markthalle neun. Es gibt „Wurst und Bier„.

Mek, der J. und ich trinken ganz schnell viel zu viel Bier. Pale Ale, Pils, irgendwelche Phantasiebiere, schwarz, gold, hell: Am Ende purzelt mir alles warm und fröhlich durcheinander. Nur an den Gin Tonic erinnere ich mich gut, einen wahnsinnig guten Gin Tonic mit einem Tonicsirup von Libation. Die Wurst war auch gut, oh, und der Fisch von Glut und Späne.

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Sonntag Abend ist die Welt immer noch in Ordnung. Ich war mit dem F. zumindest kurz draußen und mit der C. samt Kind kurz Kaffee trinken. Ich habe nicht zu viel gearbeitet. Ich liege auf dem Sofa und esse die Reste des Hühnerfrikassees von gestern. Es geht mir gut.

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