Eisenstein in Guanajoto

Auf dem Heimweg wird es kalt. Vielleicht ist es auch gar nicht wirklich so kalt, vielleicht ist es nur der Gegensatz zwischen dem knallbunten, hitzigen Mexiko in Peter Greenaway’s Eisenstein in Guanajoto, aber ich ziehe mir auf dem Weg zur M 4 fröstelnd die Pashmina etwas höher und vergrabe die Hände tief in den Taschen. So heiß wie in Mexiko wird es hier nie.

Ich mochte den Film bestimmt eine ganze Stunde lang, weil ich Eisenstein mag und weil ich es mag, wenn sich ein Film traut, mehr als nur ein Guckkasten zu sein, und das Kunterbunte macht mir außerdem Spaß. Irgendwann in der zweiten Hälfte hatte Greenaway mich dann verloren, weil mir erst von den vielen Kreisfahrten der Kamera ein klein wenig übel wurde, und weil auf einmal dann doch das Clowneske der Darsteller das Menschliche überwog, und ich mir nicht vorstellen konnte, dass auch sie bluten, wenn man sie sticht.

Ein wenig manieriert schleppte sich der Film durch die Mittellagen, und als ich am Ende mit der J. vorm Kino stand, war ich mir nicht sicher, was ich über den Film denken sollte, ob ich ihn eher empfehlen oder eher vor ihm warnen sollte, oder es eher bedauern sollte, dass von all den großen Gefühlen, den Siegen und den Niederlagen, von all dem Feuer am Ende der Moderne nur ein paar Schlacken bleiben, die bisweilen ein wenig funkeln, nimmt sie einer noch einmal für eine Stunde des Spiels in die Hand.

Ein Gedanke zu „Eisenstein in Guanajoto

  1. Ich finde ja Dienstage schlimmer als Montage. Wahrscheinlich weil der Montag den Schwung vom Wochenende aufgefressen hat. Bei der wundervollen Sonne heute aber ist mir „.. dass auch sie bluten, wenn man sie sticht.“ einfach zu groß und zu schwer.
    Ganz zu schweigen von den Betrachtungen zum Untergang der Moderne. Boah!
    Gute Besserung. The winter is leaving. 🙂

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