Samstag, 25. Juli

Am Samstag Abend sind wir mit der Welt zufrieden: Wir sitzen am Monbijouplatz, der J. und ich, m schwarz-glänzenden Dae Mon, und der fabelhafte Hyun Wanner bringt uns die Karten. Wir altern mit unserer Gastronomie, stellen wir fest, und dass wir denselben Leuten seit so ungefähr 2000 begegnen. Damals, im 103 an der Kastanienallee, sage ich, und dann erinnern wir uns alle beide an die großartigen Abende, die sanfte, orangefarbene Melancholie, den Duft von Lilien und Zigaretten und den schrecklichsten Weißwein Mitteleuropas. Schön war’s, sagen wir, wie die ganz alten Leute sagen, und dann bestellen wir entschlossen Rieslingsekt und so ein amerikanisches IPA und freuen uns über die schönen Gläser.

Die anderen Gäste sitzen ein Stück weit weg, und wir beobachten die Köche. Wir waren mal vor drei Jahren mit einem anderen Paar im Fischers Fritz am Gendarmenmarkt einen Abend in der Küche, da hätte ich auch schon eigentlich die ganze Zeit nur zuschauen können, wie aus Sachen in Töpfen, die eigentlich ganz normal aussehen, dieses Superessen wird, das aussieht, als sei es eigentlich nur zum Fotografieren gemacht. Schmeckt aber trotzdem toll. J.s einseitige Mandu, also so ein knusprig gebackenes, dreieckiges Nudelblatt mit Krabbenhack und Nüssen. Davon eine große Schüssel und dann ins Bett. Mein Tatar war sehr okay, aber ein bisschen zu sauer. Das liegt aber vermutlich an mir. Ich will das ganze Zeug nicht, das bei Tatar so herumliegt. Von mir aus: Fleisch. Pfeffer. Salz. Und ein bisschen Tabasco.

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Angenehm fällt mir auf, dass es kein Brot gibt. Und Reis gibt es auch nicht. Ich werde deswegen um elf zwar satt, aber nicht so ekelhaft überfüttert sein, wie damals, als im Paris Moskau das Essen dermaßen auf sich warten ließ, dass ich einen halben Laib Brot gegessen hatte, bis die Vorspeise erschien. Oder der Abend im Crackers, der insgesamt wirklich okay war, bis auf das indiskutable Essen. Da war ich froh, dass wenigstens das Brot ganz gut war. In weiser Voraussicht, oder in Kenntnis ihrer Schwächen, hatten sie da gleich eine ganze Briochesonne in den Korn gelegt. Hier: Zum Glück ganz entbehrlich.

Kohlenhydrate gibt es eigentlich nur zum Zwischengang. Ich erhalte kalte Nudeln, aus Buchweizen, wie ich der Karte entnehme, scharf gewürzt mit Kochujang, also so einer ziemlich speziellen Chilipaste, mit frischem Gemüse und einem Wachtelei, das vielleicht ein wenig zu durch ist, aber perfekt passt. Von allen Gängen ist dieser der traditionellste, der, der am ehesten nach einem koreanischen Restaurant schmeckt, von denen Berlin inzwischen voll ist, aber das Dae Mon ist etwas anderes.

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Der zweite Gang des J. ist mit „Pfifferlinge, Kräuterseitlinge, Mais“ höchst unzureichend beschrieben. Das Essen ist dermaßen aromatisch, dicht, duftend, dass ich, wäre in diesem Moment ein Abgesandter des Bundes Deutscher Veganer e. V. auf mich zugegangen wäre, versprochen hätte, allem Tierischen abzuschwören. Es war einfach köstlich. Und es sah toll aus.

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Das Black Angus mit Bulgogi Cubes hatte es da schon fast schwer, schwankte, erholte sich wieder, und siegte dann doch, bravourös, flankiert mit sehr, sehr guten Banchan in vier kleinen Tellern, und der schwarze Kabeljau war auch nicht zu verachten. Da saßen wir dann da, alle beide, schon etwas schwer atmend, und starrten in die Küche.

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Dessert, japste ich. Schweinebauch, japste der J. Oder umgekehrt, und dann bestellten wir einen prächtigen, rotlackierten Schweinebauch mit knallgrünem Gemüse, und jetzt weiß ich, was es dort, wo die Englein singen, zu essen gibt. Der Nachtisch war dann auch noch ganz okay, aber beim nächsten Besuch esse ich einfach noch ein Hauptgericht mehr. Und einen nächsten Besuch wird es geben.

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3 Gedanken zu „Samstag, 25. Juli

  1. Verehrte Madame Modeste, im Juli las ich hier und dachte mir, oh, das klingt gut. Im September war ich dann endlich in Berlin und im Dae Mon und was soll ich sagen – es war großartig! Vielen, vielen Dank für diesen Tipp!

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