Im Frühtau

Ach, und damals im Winter: Viertel vor sieben los, der Sitz eiskalt und dann durch die Dunkelheit, vorbei am See, wo das Eis knackte und knisterte, der weiße Atem, und dann die Räder ins Gras werfen und schnell in die letzte Reihe. Im Sommer noch schlaftrunken am See vorbei, das kalte Wasser, wenn noch zehn Minuten Zeit waren, nass in die Kleider, und dann kurz vorm Lehrer durch die offene Tür.

Seit dem Abi nie wieder. Im Studium nie vor zehn aufgetaucht. Im Referendariat, im Beruf: Nie vor halb zehn irgendwo gewesen. Wenn ausnahmsweise einmal frühe Termine anstanden ächzend und stöhnend durch die Republik geschleppt.

2012 dann Sohn F. angeschafft. 2018 Sohn F. eingeschult. Aufgeregte Kinder mit riesigen Ranzen, Brunch mit den Großeltern, zu viele Süßigkeiten, und am Montag dann schlagartig eine Stunde früher los. Eine Stunde. Sechzig Minuten.

Jeden Morgen schlaftrunken ins Bad zu wanken. War nicht heute Sport? Wo bleibt denn der F.? F.! F.!!!! Wo ist deine Hose? Sind das die neuen Socken? Sind die Bleistifte angespitzt? Haferflocken stehen auf dem Tisch. Nein, heute Mischbrot, aber ich habe dir Rosinen eingepackt. Und zwei ganz kleine Salamis. Machst du bitte den Mund auf? Ja, nur ganz schnell nachputzen. Ihr müsst jetzt los! J., dein Schlüssel liegt auf dem Schrank. Ja, jetzt aber schnell. Nein, das schaffe ich nicht, Mama hat Fristen. Papa kommt. Nein, morgen aber. Ja, ich komme auch zum Judo. Ja, ich dich auch. Iss aber nicht nur die Rosinen.

Und dann ist es immer noch erst 7:25 Uhr.

7 Gedanken zu „Im Frühtau

  1. Und deshalb habe ich mir angewöhnt, am Abend alles vorzubereiten. Kind packt Schultasche und Sporttasche, Kleidung wird rausgelegt und ich bereite den Frühstücktisch vor, da muss ich morgens nur nach unten wanken, die Kaffeemaschine anschalten und Milch und Co. aus dem Kühlschrank holen. Es geht, man gewöhnt sich dran.

  2. Seltsamerweise wache ich immer noch so früh auf, daran gewöhnt man sich. Allerdings, abends eine Stunde früher ins Bett zu gehen habe ich nie geschafft, d.h. ich war mindestens 10 Jahre lang tagsüber müde, seufz!

    Deshalb plädiere ich auch für die dauerhafte Beibehaltung der „Winterzeit“.

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