Viel gearbeitet. Ich wünschte manchmal, ich wäre jemand, dem es gegeben ist, zart und elegisch in einem schilfgrünen Morgenmantel auf einem Sofa zu liegen, verträumt seine Blicke über das Meer schweifen zu lassen, und ab und zu elegante, kleine Törtchen zu verzehren. Flugs – das ist bei solchen Damen immer so – stellte sich jemand ein, der mich anbeten und mir die Törtchen kaufen würde. Vielleicht würde er mir mit einem Riesenfächer auch noch so ein bisschen Luft zuwedeln. Neben meinem Sofa läge ein Riesenstapel sehr guter Bücher. Freundliche Menschen läsen mir vor.
Tatsächlich esse ich mehrfach täglich Mengen, die einem Waldarbeiter angemessen wären, lese selbst, liege selten und arbeite eigentlich richtig gern. Man stelle sich mich also als so eine Art kräftiges Arbeitstier mit wilden, schwarzen Zotteln vor, in der einen Hand einen Telefonhörer, in der anderen eine überschwappende Kaffeetasse mit saurem Filterkaffee, und ungefähr zehn offene Fenster auf dem Bildschirm vor mir. Ich trage aus Phantasielosigkeit täglich blaue Kleider, gern mit Kaffeeflecken drauf. Kein Wunder, dass es so mit Anbetung und Törtchen und Fächer nicht funktioniert hat.
Was soll man machen. Man macht das Beste daraus. Radelt ins Büro, telefoniert gut gelaunt mehrere Stunden, brüllt freudig in Diktiergeräte, verschlingt mittags drei Semmeln mit Rinderschinken und Gorgonzola und Mayonnaise mit Ei, krümelt mit den restlichen Besprechungskeksen von vorgestern die Tastatur voll und radelt wieder nach Hause. Tröstet den kleinen Sohn, der am Boden zerstört ist, weil zwei Mädchen aus seiner Klasse schönere Zahlen malen, brät große Klumpen aus Lamm mit Pellkartoffeln und Mais aus der Dose, weil das mein Lieblingsgemüse ist. Schreibt einer lieben Freundin einen Geburtstagsbrief und malt sich wohlig aus, wie in dem sehr poshen Fitnessclub, in das man demnächst eintreten will, alle glauben, man sei als abschreckendes Beispiel engagiert