Laut Dr. Freud, meine Damen und Herren, stellen Träume Botschaften unseres Unterbewusstseins dar, das uns etwas mitzuteilen habe, was wir tagsüber verdrängt haben und folglich nicht wissen. Wenn nun aber das Unterbewusstsein mancher Menschen schlechthin nichts mitzuteilen hat, weil untenrum ebenso wenig Mitteilenswertes passiert, wie im Dasein der Gesamtpersönlichkeit, dann, hochverehrtes Publikum, dann ist es nicht unwahrscheinlich, dass des Nachts das Unterbewusstsein beginnt, schieren Unsinn auszustrahlen, der sich zu echten Unterbewusstseinsbotschaftsträumen verhält wie die Darstellung der schönsten Bahnstrecken Deutschlands zu einer Wiedergabe des Faust.
Wenn eine Woche später immer noch nichts passiert, woran das Unterbewusstsein sich abarbeiten könnte, scheint der Programmdirektor dieses offenbar etwas materialarmen Senders zum Äußersten zu greifen, damit überhaupt noch etwas über den Bildschirm rauscht, und so träume ich vergangene Nacht zum dritten Mal in wenigen Wochen, man habe mein Badezimmer zugemauert.
Ärgerlich mehr als wirklich betroffen stehe ich angesichts dieses Befunds in Wäsche vor der Türöffnung, die ungefähr bis zur Brusthöhe mit Ziegelsteinen und grobem, fleckigen Mörtel angefüllt ist. Aus der Öffnung zwischen Rahmen und der Mauer zwischen mir und meinem Bad dringen warme, nach Blüten duftende Schwaden, Kerzenschein, etwas plätschert, vielleicht die Wanne, und wenn ich mich umdrehe, um ungewaschen das Haus zu verlassen, wache ich auf.
„Stellen sie endlich diese Wiederholungen ein!“, befehle ich der unterirdischen Sendeanstalt, welche indes – widerspenstig, wie es einem quasi unkündbaren Apparat zu eigen ist – fortfährt, in sinn- und bedeutungsfreier Weise des Nachts mein Bad zu verschließen. – „Sorg du doch für mehr Input.“, höre ich es aus meinem Inneren schallen, und mir scheint, es werde höhnisch gelacht.
(Tags war das Bad natürlich wieder offen. Ebenso das Büro, und das auch gleich für elf geschlagene Stunden.)